Hochwassersituation in Schlierbach
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
nach einem sehr turbulenten und schlaflosen Wochenende möchte ich Ihnen eine kurze Zusammenfassung zur Hochwassersituation in Schlierbach und die Tätigkeiten unserer Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr geben.
Die Situation am Samstag stellte sich als herausfordernd aber beherrschbar dar. Die Feuerwehr wurde zu kleineren Maßnahmen gerufen, Mitarbeiter der Gemeinde waren zudem im Einsatz, um die Regenüberlaufbecken und die Kläranlage zu prüfen und zu sichern. Zudem wurden bereits vor dem Wochenende sämtliche Einläufe auf Funktionalität geprüft. Die Lage hat sich dann gegen Abend etwas entspannt. Zur Überlandhilfe war ein Fahrzeug unserer Feuerwehr zunächst in Gruibingen, später noch in Uhingen im Einsatz.
Am Sonntag wurde den Tag über die Situation dauerhaft beobachtet. Eine Gefahrenlage war nicht gegeben. Die Pegelstände waren überörtlich rückläufig und sorgten für eine gute Entspannung. Aufgrund der Wassermengen der vergangenen Tage war der Zulauf in der Kläranlage aber ungebrochen hoch. Gegen 19.00 Uhr wurde der Regen wieder stärker und um 20.30 Uhr wurde aufgrund der Regenfälle und Gewitter die Feuerwehr und der Einsatzstab des Landkreises wieder alarmiert. Ab diesem Moment lief die Einsatzleitung im einberufenen Führungsstab im Feuerwehrgerätehaus. Zudem wurden kleinere Aufträge (wenige Keller voll Wasser, kleinere Schutzmaßnahmen, umgestürzte Bäume /Äste usw.) abgearbeitet und relativ schnell auch ein Fahrzeug zur Überlandhilfe nach Ebersbach-Bünzwangen zur Menschenrettung (!) geschickt.
Die neuralgischen Punkte in Schlierbach wurden von Kommandant Heiko Hüftle und mir regelmäßig geprüft, um so die Lage einschätzen zu können. Lediglich an der Brücke an der Seestraße wurden bereits weitergehende Maßnahmen geplant, mussten aber glücklicherweise nicht umgesetzt werden. Sämtliche andere Stellen (auch die anderen Brücken) waren unter Kontrolle und haben keinen Anlass zur Besorgnis bereitet. Unser Bauhof war ebenfalls am Sonntagabend im Einsatz und unterstützte die Feuerwehr mit Manpower und Fahrzeugen. Zudem wurde die Telefon-Zentrale im Rathaus durch die Verwaltung besetzt, um im Notfall auch über diesen Kanal helfen zu können und Maßnahmen der Feuerwehr zu unterstützen. Bis 3.00 Uhr nachts war nahezu die gesamte Einsatzabteilung im Gerätehaus, bis wir einen Schichtdienst eingeteilt haben, um weiterhin dauerhaft in Ebersbach helfen und flexibel bei Einsätzen in Schlierbach agieren zu können. Am Montagmorgen um 7.00 Uhr wurde ein weiteres Fahrzeug nach Ebersbach abgeordnet. Die Überlandhilfe in Ebersbach wurde bis Montag 16.00 Uhr aufrechterhalten. Am Sonntagabend wurden von den Einsatzkräften, die weder in Schlierbach, noch in Ebersbach unterwegs waren, insgesamt 900 Sandsäcke gefüllt, die nachts um 2.00 Uhr zu einem großen Teil vom THW abgeholt und nach Göppingen gebracht wurden.
Da die Situation in Schlierbach am Montagmorgen stabil und unkritisch war, wurden zwei Führungskräfte der Schlierbacher Wehr in den Führungsstab nach Göppingen berufen, um dort mit dem Kreisbrandmeister die Lage im Landkreis zu bewältigen.
Insbesondere in Uhingen, Ebersbach und spät in der Nacht von Sonntag auf Montag auch in Göppingen war die Lage beängstigend und mehrere hundert Personen mussten evakuiert werden. Teilweise sind diese Menschen die nächsten Wochen nicht in der Lage in Ihre Wohnung zurückzukehren. Ich gehe davon aus, dass Sie die beängstigenden Bilder und Videos aus Ebersbach in der Presse gesehen haben
Wir können uns glücklich schätzen und sollten dankbar sein, dass die sehr weitreichenden Hochwasserschutzmaßnahmen in Schlierbach in den 90er-Jahren so umgesetzt wurden und sich nun endgültig mehr als ausgezahlt haben. Die umgesetzten Maßnahmen haben voll umfänglich gegriffen und Schlimmeres wurde damit verhindert. Danke für die Weitsicht und den Mut, den Bürgermeister Paul Schmid und der amtierende Gemeinderat damals gezeigt haben!
Insgesamt waren etliche Einsatzkräfte und insbesondere die Führungskräfte teilweise über 36 Stunden ohne Schlaf und Ruhe im Einsatz. Im Feuerwehrmagazin wurden daher schnell und unkompliziert Feldbetten aufgebaut, um den Einsatzkräften zumindest kurze Ruhrzeiten zu ermöglichen. Ein herzliches Dankeschön and dieser Stelle auch an die Bereitschaft unseres DRK Unteres Filstal-Schlierbach für die Bereitstellung der Decken und die gute Zusammenarbeit mitten in der Nacht!
In den kommenden Tagen wird es jetzt eine Nachbesprechung geben, um die Situation am Wochenende zu bewerten. Auch eine weitere Sandsack-Aktion für die Bevölkerung werden wir zeitnah umsetzen, damit sich jeder wieder entsprechend vorbereiten kann.
Positiv erwähnen möchte ich noch die außerordentliche Solidarität, welche in diesen Situationen sehr deutlich wird. Ob es nun unkomplizierte Spenden von Backwaren unserer Bäckerei für die Einsatzkräfte sind oder kostenlose Massage-Dankeschön-Aktionen unseres „Fortschritts“ oder die große Hilfsbereitschaft am Sonntagabend von Nachbarn, Anwohnern usw., wenn es darum ging, Gräben zu ziehen, Sandsäcke zu stapeln oder sogar Wohnraum bereit zu stellen. Das ist ganz große Klasse!
Danke an alle Einsatzkräfte unserer Freiwilligen Feuerwehr für die selbstlose und engagierte ehrenamtliche Arbeit am Wochenende! Die angespannte Lage wurde akribisch und sehr professionell bewältigt! Ich bin sehr stolz auf unsere Feuerwehr!
Ihr
Sascha Krötz
Bürgermeister