Das Rathaus
Erstmals wurde 1844 in der Oberamtsbeschreibung Göppingen erwähnt, dass ein Rathaus in den Kriegswirren des Dreißigjährigen Kriegs abgebrannt sein soll. 1677 könnte ein Rathaus wieder vorhanden gewesen sein, denn bei der Neubesetzung der Lehrerstelle wurde das Erdgeschoss des Rathauses als Schulstube erwähnt. Zwischen 1760 und 1770 soll das Gebäude wiederum zerstört worden sein. Besser dokumentiert ist der Neubau von 1836 bis 1837 am heutigen Platz, begründet durch die Nutzung als Schulhaus.
Die Annahme, das Rathaus sei 1828 abgebrannt, beruht auf einer missverständlichen Erwähnung im Pfarrbericht aus dem Jahr 1828.
Die Unterbringung der Feuerlöschgeräte und die weiterhin wachsende Schuljugend bedingten 1899 den Beschluss der Gemeindegremien, ein neues, größeres Rat- und Schulhaus zu erbauen. Außerdem sollte im Untergeschoss eine Bademöglichkeit geschaffen werden, denn es gab in keinem Haus fließendes Wasser. Auch eine Zentralheizung wurde verwirklicht. Die Baukosten beliefen sich 1901 auf 65.000 Mark, davon finanzierte die Gemeinde 30.000 Mark durch ein Darlehen. Der Rest wurde aus Bauzuschüssen der staatlichen Verwaltung und der Gaiserstiftung finanziert. Deshalb wurde an der Fassade ein Relief des Stifters Gottlieb Leonhard Gaiser angebracht. Das Bad konnte erst 1911 bis 1912 verwirklicht werden.
Am 20.04.1945 zündeten amerikanische Soldaten das Rathaus an, nachdem sie beim Einmarsch von dort aus beschossen worden waren. Der andauernde amerikanische Beschuss und die Explosionen der dort gelagerten Munition verhinderten Löscharbeiten, so dass der Bau bis auf die Grundmauern niederbrannte.
Die Gemeinde mietete vier Räume im Gasthaus Rose (Hauptstraße 35) für die Verwaltung an und verwendete die Säle in der Krone (Hauptstraße 22) und im Deutschen Kaiser (Göppinger Straße 29) für den Schulunterricht. Mit steigenden Schülerzahlen mussten zusätzliche Räume im Pfarrhaus sowie im Kindergarten Hölzerstraße für den Unterricht aktiviert werden. Unter schwierigen Bedingungen begann die Gemeinde 1946 mit dem Neubau nach Plänen des Eislinger Architekten Albrecht Herbolzheimer. Die Baukosten wurden auf rund 160.000 Reichsmark veranschlagt. Am 12. April 1948 fand der erste Schulunterricht in den neuen Räumen statt. Die Verwaltung bezog am 1. August 1948 ihre Räume. Im Februar 1950 konnte das öffentliche Wannen- und Brausebad im Untergeschoss eingerichtet werden und am 13. Mai 1950 wurde der gesamte Bau offiziell eingeweiht.
Von 1948 bis 1966 befanden sich die Schulräume im ersten und zweiten Stock sowie im Dachgeschoß. Einige Klassen wurden bis 1979 noch im Rathaus unterrichtet. Als Multifunktionsgebäude beherbergte das Rathaus von 1948 bis 1977 im Erdgeschoss das Feuerwehrmagazin, davor befand sich die Brückenwaage. Zwischen 1956 und 1962 war auch der Polizeiposten mit Arrestraum darin untergebracht.
Nach dem Auszug der letzten Schulklasse fand von 1983 bis 1986 ein grundlegender Umbau statt. Die Verwaltungsräume und ein Sitzungssaal wurden im ersten und zweiten Stock eingebaut, im Erdgeschoss ein Bürgersaal und Veranstaltungsräume, nachdem das öffentliche Bad nicht mehr benutzt wurde.
1997 erfolgte eine umfangreiche Sanierung von Dach und Fassade und 2013 bis 2014 konnte mit dem Einbau des Außenaufzugs ein barrierefreier Zugang geschaffen werden.
Der Platz vor dem Rathaus diente seit 1901 als Schulhof. Seit 1995 wurde der Platz umgestaltet und durch die Pergola aufgewertet.
2009 ließ die Gemeinde bei der Firma Strassacker aus Süßen die Bronzefiguren Büttel, Kind und Hund gießen und aufstellen.